St. Galler Tagblatt | St. Gallen:
Die Künstlerin Helene Mäder zeigt ihre Bilder in der Kantonalbank
Für drei Monate wohnte Helene Mäder im Atelier des Kantons St. Gallen in Rom. Erstmals zeigt sie nun die in dieser Zeit geschaffene Bilderserie.
Brigitte Schmid-Gugler
Es sind Aussichtsbilder von oben. Von Bewegung und Stillstand in der sommerlichen Hitze Roms. Vom obersten Stockwerk ihres Wohnateliers im Künstlerquartier San Lorenzo hatte Helene Mäder eine prächtige Aussicht auf den Alltag in der Metropole: auf Terrassen und zwischen Häuserzeilen kreuz und quer gespannte Wäscheleinen und ein Wald von Fernsehantennen. Unter ihr schläfriges Leben, Menschen, die mit ihr auf Tuchfühlung gingen, sobald sie ihren geschützten Wohnort verliess. «Ich war immer wieder erstaunt über die Menschenmassen auf Plätzen, in den Strassen und dicht gedrängt in Bussen», schildert Helene Mäder die ersten Eindrücke. Die unausweichliche Nähe zu Menschenkörpern, verbunden mit der offenen Direktheit der Italiener, überrollten die in Rom ankommende Künstlerin wie die sommerliche Hitze. Von der Üppigkeit vorhandener Bildvorlagen wie gelähmt, hielt sie sich an ihren Skizzenblock, tagebuchartig, für jeden Tag ein Blatt. Innerhalb des geschützten Rahmens ihres Wohnateliers nahm sie zwischen die Finger, was ihr eine Orientierungshilfe gab.
Muster und Farbe
Wellkartonstreifen aus Fab-rikbrötchenpackungen, Plastiktüten, Zeitungspapier, endlich auch Farben und Pinsel. Klebend, malend verwischend versuchte sie schichtweise zu ordnen, was sich aus ihrem Blickfeld ordnen liess: Himmelsvierecke, Balkone, Häuser, Fassaden, tief unter ihr eine Gasse, Geräusche, Gerüche. Einem Muster gehorchende Anordnungen, wie die Überbleibsel einer längst aus der Routine befreiten Arbeitstechnik der früheren Textilentwerferin, ziehen sich durch die Bilderserie; Ocker dominiert neben dem Blau für Himmel, wie durch einen Hitzedunst hindurchwuselnde Menschenmassen als nur noch schemenhaft wahrnehmbare, hier in Öl und Acryl gekratzte oder mit Graphit gezeichnete Hieroglyphen, dort als ineinander drängende figürlich gezeichnete Kolonne.
Intimes Rom
Die in St. Gallen aufgewachsene und heute in Gossau lebende Helene Mäder machte die ihr zu Beginn fehlenden äusseren Strukturen zum Inhalt einer Malerei, die durch die vereinfachte Form und starke Farbgebung eigenwillige Kontraste setzt und den Bildraum bestimmt. «Roma Intima» nennt die Künstlerin ihre Werkserie; die entstandene Intimität verdichtet sich beim Betrachten in eine «Storia d'amore» mit der entdeckten Italianità.