St. Galler Tagblatt | St. Gallen und Umgebung:
Helene Mäder an der Vernissage im «Bären».
Bild: Irma Roth
«aire cubano» heisst die Ausstellung von Helene Mäder-Stieger in der Galerie «Bären». Die in Gossau lebende Künstlerin zeigt Werke aus Havanna.
Daniela S. Hermann
Es riecht nach Farbe in der Kellergalerie. Die Farbe riecht nicht nur, sie rückt voller Kraft in den Vordergrund. In vielen Schichten aufgetragen, streng komponiert und nuanciert bringt sie die Stimmungen zum Ausdruck, die Helene Mäder- Stieger bei ihren Aufenthalten in Havanna erlebt hat. »Donde vas«, heisst das Bild in Grau und Ocker, das auf eine fast unendliche Weite deutet, in der sich nur angedeutet Menschenfiguren verlieren. Sie sitzen auf Ausläufern im Meer, irgendwo zwischen Himmel und Erde, erfüllt von ihren Sehnsüchten und Träumen.
Der Mensch im Zentrum
«Die Menschen, ihr Leben, ihre Empfindungen und Begegnungen bilden seit jeher den Ausgangspunkt für mein Schaffen», sagt Helene Mäder. Bei den ersten Werken stand der Mensch ganz im Zentrum des Bildes. Jetzt werden die Figuren nur angedeutet, deren Gefühle, Träume sich mit dem Empfinden der Malerin verknüpft haben und in fein abgestuften Farben zum Ausdruck kommen.
Beim genauen Betrachten entdeckt man Texte in den Farbflächen. Die Malerin hat Poesie von José Martí in ihre Werke dezent integriert.
Experimentierfreudig
Ständig bereit zum Experimentieren, hat die aus St. Gallen stammende, in Gossau lebende Künstlerin eine beeindruckende Entwicklung durchgemacht. Die ausgebildete Textilentwerferin studierte an mehreren Kunstakademien, fügte Studienaufenthalte dazu. Zuerst Rom, dann Cuba haben in ihren Werken zum Quantensprung von der figurativen zur abstrakten Malerei geführt. In ständigem Wechselspiel zwischen Kraft und Ruhe, zwischen Linie und Fläche hat sie eine eigene Welt gefunden, in der sie sich «aus dem Bauch», wie sie es nennt, ausdrücken kann. Bilder wie »Malecón«, »Auras de Cuba«, »Rayo de esperanza« sind einige Beispiele dieses gleichzeitig meditativen und spontanen Schaffens.